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Mit etwas über 2 Millionen Einwohnern gehört Slowenien zu den kleineren mitteleuropäischen Staaten. Das Land erstreckt sich in mehreren Klimazonen und ist historisch und kulturell eng mit seinen Nachbarregionen verbunden. Dies ergibt sich durch seine jahrhundertelange Angehörigkeit an das Habsburgerreich. Dabei war das heutige Slowenien auf mehrere Kronländer aufgeteilt, etwa Krain, dem Herzogtum Kärnten und Steiermark. Die Küstenregion war vor 1797 auch Teil der Republik Venedig und wirtschaftlich eng mit der Serenissima verknüpft.
Daher ist Slowenien nicht nur landschaftlich, sondern auch kulturell ein sehr vielseitiges Land, es bestehen enge Verbindungen zum benachbarten Friaul und nach Kärnten und in die Steiermark. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Slowenien zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS-Staat) und dann später zu Jugoslawien. 1991 wurde Slowenien von Jugoslawien unabhängig, 2004 trat es der Europäischen Union bei, 2007 dem Schengener Abkommen. Gerade die europäische Integration bewirkte eine noch engere Zusammenarbeit und Kooperation mit den Nachbarregionen in Österreich, Italien sowie Ungarn, etwa in Form von grenzüberschreitenden Projekten.
Wie alles begann
Rundfunk begann in Slowenien 1928 mit der Gründung von Radio Ljubljana, der Standort für das MW-Programm stand in Domžale nördlich der Hauptstadt Ljubljana. 1941 wurde der Sender von der italienischen Armee zerstört, während des Zweiten Weltkriegs wurde das heutige Slowenien zwischen dem Deutschen Reich und Italien aufgeteilt.
Im kommunistischen Jugoslawien war Slowenien eine der sechs Teilrepubliken, die zusammen die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien bildeten. Unmittelbar nach Kriegsende fungierte Radio Ljubljana als eine Art “Freies Radio”, das über die Erfolge der Partisanen berichtete, die nach und nach große Teile eroberten. In den Nachkriegsjahren startete Radio Ljubljana zusätzlich ein zweites (1951) und ein drittes Programm (1969). Das zweite Programm erhielt 1972 den Namen Val 202, den es in dieser Form bis heute trägt (der Name stammte von der verwendeten MW-Frequenz 1484 mhZ, was einer Wellenlänge von 202 entspricht. Die öffentlich-rechtliche Einrichtung hieß in jugoslawischer Zeit Radiotelevizija Ljubljana.
Fernsehen wurde in Slowenien ab 1957 gesendet, indem man am Krvavec nördlich von Ljubljana eine Sendeanlage errichtete, die anfangs das staatliche Programm aus Belgrad übertrug. Ab 1971 sendete man vom exponierten Standort Nanos bei Postojna auch TV Koper / Capodistria, das sich rasch nicht nur unter der italienischen Minderheit in der slowenischen Küstenregion, sondern auch in Friaul und im Veneto zu einem beliebten Fernsehprogramm entwickelte.
Auch im Radiobereich gab es bereits ab 1945 mit Radio Maribor eine Art Lokalprogramm, zunächst noch in Radio Ljubljana integriert. Zusätzlich dazu gab es mit Radio Capodistria ein Pendant zum gleichnamigen TV-Programm, das die italienische Minderheit in Istrien erreichen sollte – aber auch sehr gerne im benachbarten Friaul und im Veneto gehört wurde.
1982 gründete Radio Maribor mit Radio MM2 ein deutschsprachiges Programm, das vom Standort Pohorje weite Teile des östlichen Teils Sloweniens versorgte und auch in Österreich gerne gehört wurde.
Generell bemühte sich Radiotelevizija Ljubljana immer stärker durch zahlreiche Eigenproduktionen und eigene Nachrichten in Slowenisch (in den Fernsehprogrammen ab 1968) die slowenischsprachige Bevölkerung zu erreichen und wehrte sich u.a. gegen Tendenzen aus Belgrad noch mehr Programme in serbokroatisch zu senden. Radiotelevizija Ljubljana war ein Mitglied in der JRT, dem Jugoslawischen Rundfunkorganisation (Jugoslovenska radiotelevizija).
Mit der zunehmenden Desintegration Jugoslawiens ausgelöst durch eine schrittweise Aushöhlung der rechtlichen Gleichstellung der Teilrepubliken, vor allem durch Serbien betrieben, wurden in den 1980er Jahren Unabhängigkeitsbestrebungen auch in Slowenien immer stärker. 1990 wurde Radiotelevizija Ljubljana in Radiotelevizija Slovenija, kurz RTV Slovenija, umbenannt. Nach der slowenischen Unabhängigkeit trat RTV Slovenija 1992 aus der JRT aus und wurde ein eigenständiges Mitglied der EBU.
Öffentlich-rechtliche Programme heute
RTV Slovenija behielt seine große Auswahl auch im unabhängigen Slowenien, heute werden folgende öffentlich-rechtliche Programme gesendet:
Prvi
Das erste Programm Sloweniens ist auf aktuelle Berichterstattung fokussiert. Schwerpunkt der Informationssendungen liegen auf aktuellen politischen Entwicklungen, Wirtschaft, Außenpolitik , Kultur usw. Zusätzlich dazu gibt es Spezialsendungen zu gewissen Themengebieten oder bestimmten Musikrichtungen zu hören.
Val 202
Im Gegensatz zu Prvi bietet Val 202 eine breite Palette an unterschiedliche Musikrichtungen und weist generell einen höheren Musikanteil auf. Dazu kommen Spezialsendungen, Sportübertragungen und spezielle Abendprogramme.
ARS
ARS ist das 3. landesweite Radioprogramm und sendet hauptsächlich unterschiedliche Musiksendungen aus dem Bereich der klassischen Musik, bietet jedoch auch Informationssendungen zu kulturellen Themen.
Radio SI
Ursprünglich mit Radio MM2 als Ableger von Radio Maribor gestartet und komplett auf Deutsch gestaltet, entwickelte es sich über die Jahre zu Radio Slovenia International mit Sendungen in Englisch und Deutsch. In den letzten Jahren wurde das Sendegebiet von Radio SI über das bisherige Sendegebiet rund um Maribor stark erweitert, Radio SI deckt heute weite Teile des Landes ab, vor allem die Fernverkehrsstraßen. Radio SI, das immer noch aus der Außenstelle von RTV Slovenija in Maribor gesendet wird, ist heute vor allem während der Sommermonate auf Touristen fokussiert, es gibt regelmäßig Verkehrsnachrichten auf Englisch und Deutsch ebenso Nachrichten. Die andere Zielgruppe umfasst ein internationales Publikum, es gibt etwa abends spezielle Sendungen auf Englisch. Dazu sendet Radio SI einen bunten Musikmix, der neben slowenischen Songs vor allem internationale Musik umfasst.
Radio Maribor
Radio Maribor ist einer der Lokalprogramme von RTV Slovenija für die östlichen Bereiche Sloweniens, dies umfasst im Grunde die historischen Regionen der Steiermark/Štajerska, Kärnten/Koroška sowie die Region Prekmurje ganz im Osten.
Radio Koper
Radio Koper ist in derKüstenregion (Primorska) aktiv. Radio Koper begann in einer Zeit, in der die Region rund um die Stadt Koper Teil des Freien Territoriums Triest war. Neben den Programmen für die italienischsprachige Bevölkerung, wurde für die slowenischsprachige Radio Koper gegründet, die erste Sendung fand am 24. Mai 1949 statt. Das Freie Territorium Triest wurde in zwei Zonen geteilt, Zone A rund um die Stadt Triest, Zone B mit weiten Teilen Istriens. Alle Regionen waren traditionell historisch mehrsprachig. Nachdem sowohl Italien als auch Jugoslawien versuchten in den jeweiligen Zonen die jeweilige Sprachgruppe zu bevorzugen, kam es nach Verhandlungen und Protesten 1953 zur Auflösung des Freien Territoriums Triest, die Zone B fiel an Jugoslawien – damit auch die Region rund um Koper.
Ursprünglich sendete Radio Koper in Slowenisch, Kroatisch und Italienisch, von 1954 bis 1979 sogar überwiegend italienisch. 1979 wurde mit Radio Capodistria ein eigenes Programm für die italienische Minderheit gegründet, Radio Koper sendete dann vorläufig nur einige Stunden, erst nach 1992 mit der Übersiedlung in ein neues Studio in Nova Gorica wurde ein Programm von 5 Uhr bis 24 Uhr geschaffen, nachts wird bis heute Prvi übertragen.
Radio Capodistria
Radio Capodistria wurde 1979 als eigenständiges Regionalprogramm innerhalb von RTV Slovenija gegründet und richtet sich primär an die italienischsprachige Minderheit in Slowenien, die etwa in den Städten Koper/Capodistria, Izola/Isola, Piran/Pirano bis heute zahlenmäßig gut vertreten ist. Radio Capodistria sendet einen breiten Musikmix, auch aktuelle Songs aus den Charts, und ist daher auch im angrenzenden Friaul Julisch-Venetien beliebt.
MMR (Pomurski madžarski Radio)
Um die ungarische Minderheit mit aktuellen Informationen zu versorgen, sendet MMR seit 1958 im Osten Sloweniens, vorwiegend in der Region Prekmurje, dem Übermurgebiet (diese Gebiete gehörten während der Habsburgermonarchie zur ungarischen Reichshälfte).
Privatradiosender
Während der jugoslawischen Zeit gab es keine Möglichkeit legal Privatradiosender nach heutigem Verständnis zu gründen. Neben den staatlichen Programmen und den Lokalprogrammen gab es keine Möglichkeit für Privatpersonen einen Radiosender zu gründen. Dies änderte sich mit der Unabhängigkeit Sloweniens nach 1991.
In den 1990er Jahren wurden nach und nach Privatradiosender gegründet, von denen bis heute einige noch immer aktiv sind.
Dabei ist zwischen Sendern zu unterscheiden, die landesweit senden und solchen die regional, etwa nur in Ljubljana, senden.
Zu den landesweiten Programmen zählen etwa Radio 1, das im Grunde sich an Mainstream-Programmen in Deutschland und Österreich orientiert. Ebenso eine fast landesweite Versorgung weist Hitradio Center ab, wobei es hier eine Fokussierung auf aktuelle Songs aus den Charts gibt. In Ljubljana und Maribor ist mit Radio City ein Programm mit ähnlichen Programmschwerpunkten on air.
Ein weiteres quasi landesweites Programm ist Radio Ognjišče, ein katholisch angehauchtes Programm mit Informationssendungen und unterschiedlichen Musikprogrammen, das sich eher an ältere Zuhörer richtet. Mit Radio Aktual gibt es in weiten Teilen des Landes ein weiteres Programm, etwa in Ljubljana oder Maribor.
Alle anderen Radioprogramme senden lediglich auf lokaler Ebene, werden via DAB+ teilweise aber mittlerweile auch landesweit verbreitet – je nachdem, ob sie im landesweiten MUX enthalten sind oder nicht.
Im Raum Ljubljana gibt es etwa zahlreiche weitere Programme wie Radio Salomon, Radio Ekspres, Radio Veseljak, Radio Hit usw. Im Raum Maribor gibt es etwa Radio Štajerski Val, Radio Net FM, Maxi oder Radio Brezje.
In der Küstenregion senden Radio Capris, Primorski Val; in Oberkrain rund um die Stadt Kranj Radio Antena, Radio Gorenc oder Radio Kranj.
Insgesamt sind trotz der geringen Größe Sloweniens mehr als 40 Privatradiosender derzeit aktiv, einige von ihnen halten sich trotz Konzentrationsbestrebungen bis heute und können teilweise auf eine treue Stammhörerschaft bauen.
Viele Fotos zu den wichtigsten Senderstandorten, die heute in Betrieb sind, gibt es hier: Zu den Senderfotos Slowenien