Wieso ich reise

Wieso reisen Menschen? Eine durchaus komplexe Frage, auf die es wohl keine klare Antwort wird. Schon in der Antike reisten die Leute von einem Ort zum anderen und brachten das Erlebte zu Papier. Aus der langen Geschichte gibt es zahlreiche Reiseberichte, die schildern, wie es den Menschen vor Jahrhunderten schon dabei ergangen ist, andere Länder mit anderen Kulturen und Bräuchen zu bereisen.

Doch die lange Geschichte des Reisens tut hier kaum etwas zur Sache. Vielmehr soll in diesem kurzen Überblick die Frage geklärt werden, wieso ich persönlich überhaupt reise – und wenn, wie ich das tue. Die Motive, wieso Menschen reisen, sind dabei ganz unterschiedlicher Natur und reichen von Neugier auf andere Kulturen und Länder, über den Kulturtourismus bis hin zu Geschäftsreisen, wo berufliche Aspekte im Vordergrund stehen. Reisen ist für mich jedoch noch viel mehr, denn bereits Augustinus sagte: „Die Welt ist ein Buch. Wer nicht reist, der sieht nur eine Seite davon.“ Ausgehend von diesem Zitat ist es eine Grundmaxime meines Lebens, alles auf das Reisen auszurichten. Denn mehr als die ganzen Bücher geben einen die Reisen ein unbezahlbares und kostbares Wissen über diese vielseitige Welt, das einen niemand mehr nehmen kann. Soll heißen: Wer reist, der sieht die Welt, bildet sich ganz bewusst und unbewusst weiter und wird so auch in seiner Persönlichkeit geformt.

Meine ersten Erfahrungen mit dem Reisen machte ich schon im zarten Alter von 1 Jahr, als ich die nicht allzu weite Reise ins nicht allzu kulturell wertvolle Lignano antrat. Die jährlichen Familienurlaube im norditalienischen Badeort entwickelten sich so zum ersten Kontakt mit dem Reisen an sich mit alljährlich wiederholenden Ritual:  Tagelange Vorfreude, Packen, Stress am Abfahrtstag, Staus, die heiße Sonne, der weite Strand, Pasta, Pizza, Eis und viel viel Spaß.  Lignano wurde so etwas wie der Inbegriff von Reisen und Urlaub für mich und prägte mit dem Dolce Vita nachhaltig mein späteres Leben, wurde ich dort doch von einem Virus infiziert, der bis heute aktiv ist: Meine Liebe zu Italien entstand hier in den Kindheitstagen zwischen den fixen Größen Pizza, Strand, Meer und Sommer.

Doch oft sind es auch die Eltern, die bewusst und unbewusst einen stark in seinen späteren Reiseerfahrungen prägen. Meine Mutter packte schon früh das Fernweh und sie reiste durch die halbe Welt, verbrachte Jahre im Ausland, während mein Vater es eher regional anging, Aufenthalte in Italien durften jedoch jedes Jahr nicht fehlen. Und so habe ich das „Reise-Gen“ sicherlich mehr durch meine Mutter als meinen Vater erhalten, doch gemeinsam ist beiden ihr großer Einfluss mit der Liebe zu Sommer, Strand und Sonne, die bis heute die Mittelmeerregion und hier insbesondere das Adriatische Meer zu etwas ganz Besonderem in meinem Leben macht. Es war mein Vater, der mich schon als Kind quer durch den Alpe-Adria Raum führte, immer auf der Suche nach dem schönen Wetter und guten Essen. Hier wurde wohl der Grundstein gelegt für meine Offenheit für das Konzept „Alpe-Adria“, worauf sich diese Website so sehr beruft. Tagesausflüge durch die schroffen Julischen Alpen, vorbei an den smaragdgrünen Fluten der wilden Soca in Slowenien, über die lieblichen Weinberge des Collios bei Cordenons bis zu den weiten Fluten der Adria bei Triest. In einem Tag kann man vom Hochgebirge ans Meer fahren – ganz ohne Stress und ohne tausende Kilometer hinlegen zu müssen.  Bis heute ist diese Form des Reisens, jene der Tagesausflüge in Regionen in ganz Mitteleuropa eine fixe Art, wie ich reise. Mal schnell ans Meer, in die Weinberge oder ins Hochgebirge – alles ist innerhalb weniger Stunden möglich und das ganze sogar noch in mehreren Ländern. Wo gibt’s das schon?

Doch zum „Reise-Gen“ gehört auch der Blick in die Ferne, die Neugierde, was denn hinter dem Horizont steht. Wie sieht es dort aus? Was gibt es zu entdecken? Diese Neugierde, Grenzen zu überschreiten und neues kennenzulernen, führte dazu, dass ich nach und nach Europa in seiner Vielfalt kennenlernte. Wir leben heute in einer einzigartigen Zeit, in der dank einem mehr oder weniger grenzenlosen Europa mit einheitlicher Währung und extrem günstigen Verkehrsmitteln es für jedermann möglich ist mehr von diesem einzigartigen Kontinent kennenzulernen. Dank Billigfluglinien wie Ryanair sind Wochenendtrips nach Malta, Irland oder nach Skandinavien kein Ding der Unmöglichkeit mehr, sondern bei geschickter Nutzung für jeden erschwinglich. So entdeckte ich im Laufe der Zeit die unzähligen Länder Europas, meist zusammen mit Freunde und kam so mit dem Auto bis nach Griechenland nach einer langen, aber spannenden Reise durch die Staaten Südosteuropas, flog im Oktober nach Malta, um dem kalten Herbst zu entfliehen, entdeckte die quirlige dänische Hauptstadt Kopenhagen und lernte auch jene östlichen Teile Europas kennen, die oft vergessen werden, aber es mindestens mit Westeuropa aufnehmen können – oder vielleicht sogar viele Gegenden übertreffen. „Liebe auf den ersten Blick“ könnte man auch den Besuch der Niederlande nennen, deren moderne Architektur mit der Einbeziehung des allpräsenten Elementes Wasser und deren offene Mentalität bei gleichzeitiger atemberaubend schöner Landschaft mich zutiefst beeindruckt haben. Doch auch nachdem ich über 30 europäische Staaten bereist habe, gibt es kein Land und keine Region, dass es nicht wert gewesen wäre, einmal bereist zu haben. Europa ist spannend zu entdecken und so viel Gutes liegt vor der Haustür – man muss nur die Möglichkeiten nutzen.

Und so ist das Reisen in Europa für mich zur Lieblingsbeschäftigung geworden. Mit jeder Reise, mit jedem Land, dass ich neu bereist habe, sehe ich nicht nur die landschaftliche und kulturelle Vielfalt dieses Kontinents, sondern begreife vor allem immer besser, was es heißt Europäer zu sein und wieso die europäische Identität nicht nur eine leere Floskel von EU-Beamten ist. Denn historisch gesehen gab es so etwas wie heute in Europa sowieso noch nie: Günstige Flugtickets, gleiche Währung, keine Zölle, Hochleistungszugstrecken, Austauschprogramme wie Erasmus, Interrail und die Vernetzung dank dem Internet machen es heute nahezu fast schon zu einfach in Europa zu reisen.

Und da kommt noch der dritte Punkt meines Reiseverhaltens hinzu: Die Fernreisen. Erst zögerlich und langsam in den letzten Jahren relevant geworden, lernte ich bislang Nordamerika und Südostasien sowie den Nahen Osten kennen. Auch diese Reisen trugen in überwältigender Weise dazu bei, diese Welt besser zu verstehen, unterstrichen mir aber wieder die Einzigartigkeit Europas in all seinen Facetten.

Reisen – das ist für mich Lebensinhalt. Von Tagesausflügen in Mitteleuropa, über ausgedehnte Reisen quer durch Europa bis hin zum Erkunden neuer Kontinente. Jede Reise vergrößert das Verständnis für die Vielfalt der Welt und trägt zur weiteren Prägung der Persönlichkeit bei. Vorurteile und Stereotypen werden abgebaut und es geschieht etwas fast schon magisches: Betrachtet man vor einer Reise eine Straßenkarte, dann sind die Orte und Straßen lediglich Wörter und Symbole, aufgedruckt auf Papier. Sieht man sich die gleiche Karte nach einer Reise dorthin wieder genau an, dann ist etwas Magisches passiert: Die Orte haben ein Gesicht erhalten, die Eindrücke und Erlebnisse kommen beim jeweiligen Namen einen wieder in Erinnerung und oft sind diese Orte dann immer mit netten Menschen verbunden, die man dort kennengelernt hat. Die sprichwörtliche „weiße Landkarte“ wandelt sich wie von Magie in eine bunte und lebendige – es ist das der Zauber des Reisens, der immer und wieder aufs Neue funktioniert.

Reisen, in nah und in fern, davon handelt dieser Teil der Website von alpe-mare. Neben den aktuellen Blogeinträgen, wo u.a. Reiseberichte und Reisetipps vorgestellt werden, gibt es auf diesen Unterseiten die Möglichkeit viel über Mitteleuropa und Reisen im Allgemeinen kennenzulernen. Reisen ist für die Ewigkeit und wir haben alle Mittel und Möglichkeiten dazu –  mit diesen Seiten möchte ich etwas Lust darauf erwecken.