Roma – La Capitale

„Sauber ist es hier geworden!“, sagt ein italienischer Freund von mir als wir uns hier Anfang September treffen. Er angereist aus Norditalien und ich gerade erst mit den Nachtzug aus dem hohen Norden angekommen. Und, ja er hat Recht, Rom, die italienische Hauptstadt ist jeden Tag aufs Neue herausgeputzt und darf sich damit rühmen die Auszeichnung „Meine Lieblingsstadt“ innezuhaben.

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Ankunft in Rom! – Jedes Mal aufs Neue Spannend!

Die Tür des Zuges öffnet sich ganz langsam. Vorsichtig verlasse ich den Zug und komme an in Rom. Dieses „Ankommen“ ist ein Ritual, jedes Mal aufs Neue einmalig. Nach einer Nacht mit wenig Schlaf aber umso mehr Lärm, öffnet sich diese Tür und es scheint fast als sei es die Tür in eine andere Welt. Ein Schwall warmer, intensiver Luft strömt mir entgegen, so anders als ich sie kenne vom jetzt so fernen Südösterreich. Es ist nicht das erste Mal das ich diese Erfahrung mache, mehrmals schon durfte ich diesen ersten „Geruch“ von Rom einatmen. Seit meinem ersten Besuch in der Ewigen Stadt sind nun schon 4 Jahre vergangen und auch dieses Mal ist es Sommer. Die Hitze des Sommers, die sich in den Palazzi, Plätzen und Straßen der Stadt speichert strömt einen entgegen. Dieser Geruch nach Sommer, der Geruch nach Rom, er ist einmalig und für mich das Zeichen das ich nun wieder „zuhause“ angekommen bin in meiner Stadt.

Beladen mit Gepäck geht es begleitet von den Durchsagen der an- und abfahrenden Züge, die aus den Lautsprechern dröhnen in die Bahnhofshalle, wo sich nun eine weitere Duftnote unter die warme Mittelmeerluft mischt: Der Duft nach frischem Kaffee, frischem Prosciutto-Panini, der Duft von frischgedruckten Zeitungen. Als wäre es nicht schon genug schreite ich nun den langen Gang am Termini-Bahnhof entlang, trete ins Freie hinaus und die warme Sommersonne erfasst mich mit voller Wucht. Die Stadt lebt, altvertraut und trotzdem wunderschön liegt sie vor einen. Die altehrwürdigen Häuser rund um Termini glitzern in der Sonne, die Taxifahrer warten wie immer auf zahlungskräftige Kundschaft, der römische Verkehr braust unaufhaltsam über die Kopfsteinstraßen, die fast das ganze „Centro Storico“ bedecken.

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Zentrum der Welt für Jahrhunderte: In der Nähe des Foro Romano

Sauber ist es auch im Untergrund geworden: Die Endlos-Baustelle „Metro-Station Termini“ ist fertiggestellt und strahlt im neuen Glanz. Modern und zeitgemäß ist die frequenzstärkste Metrostation Roms nun. Von hier fahren die wichtigsten römischen U-Bahnen A und B (mehr gibt es wegen des geschichtsvollen Untergrunds und der Schwierigkeit zwischen den ganzen Römersteinen neue Linien zu bauen, derzeit nicht), in alle oder zumindest einige Stadtteile Roms. Die Metro ist wieder so etwas, was man von Rom wohl kaum erwarten würde: Präzise und pünktlich Tag für Tag fährt sie im 3-Minuten-Takt in den Stationen ein. So nehme ich auch dieses Mal die Metrolinie A und begebe mich zum Hotel, das in einem ruhigeren Stadtviertel unweit der Piazza Bologna liegt. Große, geräumige und moderne Zimmer erwarten mich hier. Wieder ein Italien-Klischee, was hier nicht hinpasst, denn kleine Zimmer, in denen man Schwierigkeiten hat sich umzudrehen, gibt es hier nicht.

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Römische Metrostation

Nachdem das  Thema Unterkunft erledigt ist, geht es auf den zentralen Platz Roms, zum Zentrum der Stadt. Moment mal, so leicht ist das gar nicht mit einem Zentrum in Rom. Rom ist aufgespalten in diverse Zentren. Am besten trifft es wohl ein deutschsprachiger Reiseführer. Er spricht von einem „christlichen Rom“, einem „antiken Rom“ und einem „mittelalterlichen Rom“. Diese Drei-Teilung kann man gut für Rom übernehmen. Zentrum des „christlichen Rom“ ist die Vatikanstadt, die eigentlich gar nicht ein Teil von Rom ist, sondern ein eigener Staat (so nebenbei auch noch der Kleinste) ist. Aber da die Staatsfläche des Zwergenstaats überschaubar ist, kann man sie locker auch zu Rom rechnen.
Das Zentrum des „antiken Roms“ ist das Foro Romano, das für Jahrhunderte als Herrschaftssitz und sozusagen als Herz des Römischen Reiches galt. Hier residierten Nero, Caesar und viele weitere der größten Imperatoren des Römischen Reiches. Heute tummeln sich auf den Resten der einstigen Machtzentrale Touristen aus ganz Europa, aus Japan, aus den USA und aus Lateinamerika.

Nicht weit entfernt befindet sich mit dem Piazza Navona das Zentrum des „mittelalterlichen Roms“, das einen starken Kontrast zu den ersten beiden Zentren darstellt. Hohe, bunte Häuser, befinden sich ringsum diesen Platzes, der immer bevölkert ist, nicht nur von Touristen, sondern auch von Einheimischen, die das besondere Flair dieses Platzes schätzen. Die vielen Künstler runden das Bild ab, ein wahrer italienischer Platz ist er, der Piazza Navona.

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An ihm führt in Rom kein Weg vorbei: Der Petersdom

Ob Petersplatz, Foro Romano oder Piazza Navona – es ist die Vielseitigkeit, die Rom so besonders macht. Normalerweise hat eine Stadt eine gewisse Prägung, einen einheitlichen Stil, der sich durch die ganze Stadt zieht. Wien steht für Habsburger und Barockbauten, Paris für den Eifelturm und die typische französische Bauweise, Amsterdam für seine Grachten und kleinen, braunen Häusern. Rom aber hat nicht nur einen Stil, die Stadt hat viele unterschiedliche Gesichter und zeigt sich in jedem Stadtteil von einer anderen Seite.

Um die verborgenen Seiten Roms zu erleben muss man oft in diese Stadt kommen, denn es ist schlichtweg unmöglich sie alle kennenzulernen. Man muss sich der Stadt aus unterschiedlichen Blickwinkeln nähern, um den Reichtum der unterschiedlichen Stile und der langen Geschichte besser zu verstehen und zu erleben.

Ein besonders schöner Platz um Rom zu „fühlen“ ist von oben. Aus der Vogelperspektive ist es überall einfacher, die Lage zu überblicken, sich ein Bild zu machen. So ist es auch in Rom, wenn man sich wie ich bei meiner Reise auf das Dach des „Monumento a Vittorio Emanuele I“ begibt.

Es ist kurz vor 18:00, die Sonne steht etwas tiefer und taucht die ganze Stadt in ein eigentümliches Licht, alles wirkt entspannt, ruhig und ausgeglichen. Rom liegt unter einen, die engen Gassen und Straßen der Stadt, die voll mit motorini, den Mopeds sind, Autos, Fußgänger. Der Blick reicht aber nicht nur über die Dächer Roms, sondern weit in das Land Latium „Lazio“ hinein, bis zu den Bergen im Norden der Stadt, die wie eine Kulisse das einzigartige Panorama abrunden.

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Über den Dächern Roms am Vittorio Emanuele-Denkmal

Nach nicht einmal 4 Stunden bin ich wieder voll im römischen Leben und genieße jede Sekunde davon.

Ein besonderer Geburtstag

Ein kleiner Lichtkegel durchströmt das kleine Zimmer und ganz in der Ecke sieht man auch einen Sonnenstrahl, der den Weg durch die Vorhänge gefunden hat. Etwas durcheinander wache ich auf. Im ersten Moment nachdem man die Augen aufgeschlagen hat, denkt man mal an gar nichts. Doch dann, wenige Sekunden später, durchfährt es einen, wie als hätte man in einer Quizshow gerade die richtige Antwort auf die Millionenfrage gefunden: „Ich bin ja in Rom! „

Vorhang auf die Seite, die Sonne strahlt, die kleine Straße liegt ruhig wie immer vor einen. Aufwachen in Rom ist etwas Besonderes, es ist anders als zuhause, wo gleich Verpflichtungen, Termine und sonstiges drohen. Doch nicht hier. Die Zeit steht still und es liegt in meiner Hand, was aus diesem Tag wird. Und heute ist nicht irgendein Tag, sondern mein Geburtstag. Geburtstag in Rom.  Gut, ich habe bereits meinen Geburtstag in Paris verbracht, aber Rom, das toppt alles je dagewesene. Und dieser Tag, er gehört ausgenutzt. Also geht es erstmal auf die Terrasse des Hotels in den 5. Stock, um schon mal gut in den Tag hinein zu starten mit einem ausgiebigen Frühstück, das auch außergewöhnlich ist, denn meine Salame und meinen Prosciutto kann ich auch zu hause essen, doch den Blick über die Dächer Roms kann man so schnell nicht nachbilden. Nachdem ich mich hier gestärkt habe, geht es nun in den Trubel der Millionenstadt. Ich verlasse das Hotel, der warme Sommerwind schlägt mir ins Gesicht und mit einem Klick aktiviere ich die Musik auf meinem Smartphone.

“Urbi et Orbi” – der schönste Platz, um Rom zu bewundern. Amen.

Wie beim Aufwachen und Frühstücken verhält es sich auch mit den Musik hören – es ist überall entspannend, aber niemals so schön als in Rom.  Ich schreite die lange, gerade Straße entlang, begleitet von Neffa, der  bei „Dove Sei“ („Wo bist du?“) von seiner Liebsten singt, die gerade nicht da ist – für mich sollte der Song später eine meiner Hymnen von und über Rom werden. Es geht vorbei am kleinen Cafe am Kreisverkehr, an der Bäckerei, aus der der Duft von frischen panini strömt und immer mehr in Richtung Metrostation. Musik hören in öffentlichen Verkehrsmitteln hat etwas, es ist beispielsweise wunderbar entspannend seinen Lieblingssongs zu lauschen, während die Landschaft im Zug vorbeibraust. Obwohl die römische Metro eher mit grauen Wänden als mit schönen Landschaften punktet, ist das Musik hören in der Metro etwas schönes, etwas Besonderes.

 

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Markt am Campo de Fiori

Ich steige aus, gehe durch die Metrostation und betrete wieder das Tageslicht – und wieder ist sie da diese Luft, dieses Licht, diese Sonne, alles, wirklich alles ist intensiver und wirkt schöner  und intensiver.

Es ist die Ruhe vor dem Sturm, bevor ich mit Freunden meinen Geburtstag ordentlich feiern werde. In Rom bei Prachtwetter. Doch noch bin ich alleine unterwegs und erledige noch einige Einkäufe.

Um 13:00 ist es dann soweit, in Termini trifft ein Freund aus Milano/Mailand ein. Er kommt an und sagt, wir müssen mal nach Fiumicino, weil sein reserviertes Mietauto steht dort zum Entnehmen bereit und nicht wie ich gedacht hätte hier am wichtigsten römischen Bahnhof. Es gibt viele Wege, die nicht nach Rom, sondern auch nach Fiumicino, etwa 25 km westlich von Rom, führen. Es gibt eine Busverbindung, Bahnverbindungen. Aber, nein, wir nehmen natürlich die teuerste Fortbewegungsmöglichkeit und zwar das Taxi. Gegen meinen Willen steigen wir ein in dieses kleine, weiße Auto, das uns nun die 25 km nach Fiumicino  bringen wird und dessen Fahrer dafür wohl horrende Summen verlangen wird. Auch im Auto macht Rom eine tolle Figur, vorbei an den ganzen wichtigen Monumenten geht es rasch auf den GRA, den Grande Raccordo Annulare, den römischen Stadtumfahrungsring und dann sind wir auch bald in Fiumicino, wo nach der Bezahlung von lächerlichen 55 Euro, das Mietauto wie vereinbart wartet. Voller Freude auf den Tag geht es dann in Richtung Mietautofirmenecke im Flughafen, an der alle Unternehmen, die Mietautos vermieten, ihre Büros haben. Bereits diese zu finden ist eine Herausforderung für sich, weil die irgendwo im obersten Eck von Fiumicino stehen und nicht wirklich sonderlich gut ausgeschildert sind.

Bald gefunden, gibt es dann doch noch Hindernisse am Weg zum gewünschten Auto.

Max, der Freund aus Bergamo, hat alles ordnungsgemäß erledigt. Doch wer glaubt, in Italien ist alles locker und geht ja „irgendwie“ nach dem „Dolce fa niente“-Prinzip, der wird spätestens an diesem Bürotisch am römischen Flughafen eines Besseren belehrt. Italienische Unternehmen können extrem nervig und pingelig sein. Reservierung ist vorhanden, erledigt in Bergamo bei einer weiteren Niederlassung. Alles ok, doch die angegebene Kreditkarte wird nicht akzeptiert. Auf Kompromisse lässt sich dieser Angestellte nicht ein. Es hilft nichts, egal ob Max betont, dass es doch in Bergamo immer so funktioniert, dass er eine Baranzahlung macht – keine Chance, der Angestellte macht uns klar: Keine Kreditkarte, kein Auto. Basta.

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“Finalmente una macchina” – Und dann ist es auch noch ein Deutsches! Als Österreicher mit deutschen Auto durch Italien fahren – Mamma mia!

Nun ziehen wir weiter, etwas ratlos, was wir nun machen sollen. Kein Auto, bedeutet weniger Fortbewegung, bedeutet, dass wir heute, an meinem Geburtstag kaum etwas unternehmen können. Doch wie immer findet sich in Italien eine Lösung: Eine andere Mietautofirma, zwei Bürotische weiter, akzeptiert die Kreditkarte und innerhalb von 5 Minuten ist ein Auto unser. „vaffanculo“ denken wir uns in Richtung des ersten Mietautounternehmen, was das heißt, bleibt mal unübersetzt 😉

Nachdem wir das Auto in Besitz genommen – ein Ford mit Wiesbadener Kennzeichen – geht es raus, raus aus dem künstlich beleuchteten Flughafen und rein ins sonnenverwöhnte Latium. Von Fiumicino sind es nur 10 km ans Meer, es ist Sommer und daher entschieden wir uns kurzfristig, einen Abstecher ans Meer zu unternehmen. In Lido di Ostia, den Lieblingsbadestrand der Römer, war natürlich viel los. Doch hier zeigt sich das „Dolce Vita“ in seiner Reinform: Eisverkäufer, alle Generationen versammelt auf einen goldenen Strand, in der Ferne das Meer, die Sonne, wolkenloser Himmel. Italien, wie man es sich vorstellt. Vergessen die Mietautoschwierigkeiten, die schönen Seiten Italiens zu genießen, kann einen in diesem Land so leicht fallen.

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Lido di Ostia – Italien im Sommer

Doch wenn es am Schönsten ist, sollte man natürlich auch aufbrechen und nachdem wir uns etwas dem „Dolce Vita“ hingegeben haben, ging es nun wieder um Historisches: Wir fuhren 4 km landeinwärts nach „Ostia Antica“, wo vor über 2000 Jahren eine bedeutsame Stadt sich ausgebreitet hatte. Die Reste der Stadt sind heute noch erstaunlich gut erhalten und daher einen Topsehenswürdigkeit jedes Romtouristen. Obwohl es Hochsaison war, gab es kaum Touristen an diesen späten Nachmittag. Ein angenehmer Spaziergang durch die Geschichte, beschattet von Pinienbäume, die ihren wunderbaren Geruch nach Süden, nach Italien und nach Meer, verbreiteten. Vor dem geistigen Auge erstehen die ganzen alten Momumente noch einmal auf, ziehen die Römer ihre Wägen mit Waren aus allen Winkeln des Riesenreiches, durch die Gassen von Ostia.

Das schönste an Ostia Antica sind aber die Pinien, mit jeden Windstoß atme ich den Duft ein, genieße die Sonne im Gesicht und schließe diesen Moment ganz tief ein, für kühle Wintertage, wo der Sommer wieder meilenweit entfernt erscheint.

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Pinien & Geschichte in Ostia Antica

Etwas später, es nahte bereits der Sonnenuntergang, machten wir uns auf und überlegten wohin wir noch gehen könnten. Abendessen in Rom, das war klar, aber da man in Italien erst später isst, blieb noch etwas Zeit, um die Landschaft zu entdecken. Wir entschieden uns schlussendlich für Castel Gandolfo, der Sommerresidenz des Papstes. Sie steht südöstlich von Rom oberhalb eines Sees, etwas erhöht auf einen Hügel. Wir fahren also in unseren Ford mit deutschem Kennzeichen über die Straßen, unter anderem auch über die Via Appia, die aber in diesem Abschnitt eine hässliche, vierspurige Schnellstraße ist, und erreichen gerade rechzeitig vor dem Sonnenuntergang die altehrwürdige Stadt Castel Gandolfo. Wie überall in Italien ist abends in den Gassen und Straßen immer etwas los. Nicht wie die Nordlichter, die sich gegen 20:15 vor dem Fernseher verkriechen, um irgendeine Serie ja nicht zu verpassen. Die Italiener leben auf den Straßen, auf den Gassen und Plätzen. So auch in Castel Gandolfo, alle Geschäfte sind offen und eine kleine, nette Stadt, umgeben mit einer Stadtmauer liegt vor uns.

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Castel Gandolfo mit See

Doch bevor wir uns diese genau ansehen, ist unser Blick Richtung Westen gerichtet. Immer kleiner wird da am Horizont die Sonne, zuerst noch stark, wird sie immer mehr zu einem kleinen, roten Ball, der langsam vom Himmel absinkt. Kurz bevor die Sonne untergeht, bestrahlt sie jedoch noch das Land unter Castel Gandolfo mit einem einzigartigen Farbton, wie ich ihn nur rund um Rom erlebt habe. Die Äcker und Städte, in der Ferne die Metropole Rom, leuchten noch einmal in allen Farben auf, ehe sich der Schatten der beginnenden Dämmerung über das geschichtsträchtige Land legt.

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Die belebten Gassen von Castel Gandolfo

Zu dieser einzigartigen Kulisse stoßen wir nun an. Mit Limoncello, ein sehr gutes,  typisch italienisches Zitronenlikör aus Sorrento. Dazu essen wir biscottini, Kekse. Zugegeben, die Mischung und auch Limoncello ist sonderbar, aber zusammen mit diesen Blick über die untergehende Sonne über Latium, ergibt es einen einzigartigen Abend, den man so schnell nicht vergisst.

Nachdem auch der letzte Sonnenstrahl verschwunden ist, besichtigen wir die kleine Stadt, die sich auf ein Konzert vorbereitet. Die Menschen sind überall, auf den Plätzen, in den Gässchen, in den Geschäften. Der kleine, nette Ort wirkt wie herausgeschnitten aus einem deutschen Reisekatalog, der potenzielle Kunden für Italien gewinnen will. Mehrmals will man wie ein Bild, einfach alles zur Seite schieben, da man es gar nicht glauben kann, wie schön diese Kulisse ist. Doch es geht nicht, es ist real. Die Schönheit Italiens findet sich in solch kleinen Städtchen wieder, wo Italien, wie man es sich vorstellt, tagaus, tagein besteht.

Wir verlassen nun die Idylle und kehren auf der immer noch sehr vollen Via Appia zurück nach Rom, genauer ins Viertel „Testacchio“, da sich hier besonders angesagte und gute Restaurants befinden sollen, wie ein Freund von Max, der beim landesweiten italienischen Radiosender „RTL 102.5“ arbeitet, mitgeteilt hat.  Es ist bereits kurz nach halb zehn, in Österreich würde man vor jeden Gasthaus wohl auf geschlossene Türen stoßen, und eine kleine, dickliche Kellnerin würde mürrisch „Sperrstund“ rufen, doch wir sind hier in Italien, wo Essen das Wichtigste auf der Welt ist und dementsprechend zelebriert wird. Und in Italien ist halb zehn durchaus normal zum Abendessen und genau so ist es auch an diesem Abend.  Der Kellner begleitet uns zu einen Tisch und wir erhalten die Karte, das menù wie man auf Italienisch sagt. In diesem Lokal gibt es keine fixe Karte, sondern lediglich ein Stück Papier, auf dem all die Speisen gedruckt sind, die es heute gibt. Tag für Tag wird diese Karte ausgetauscht und durch andere Gerichte ersetzt, ein klarer Tipp, dass es sich um einen „Insider-Tipp“ handelt. Ein weiteres Indiz sind die vielen Einheimischen, die die Gaststätte füllen. Auf Anraten meines Freundes probiere ich „Spaghetti Cacio e pepe“, eine römische Spezialität, nachdem wir ein großes „antipasti“ mit „Mozzarella di Bufala“, „Prosciutto di Parma“ und weiteren Köstlichkeiten, verdrückt haben. Es folgen noch ein Hauptgericht und ein Dessert. Danach fragte ich Max, ob es in Italienisch ein Wort für „total voll“ gab, er antwortete nur, nein, sowas gibt es nicht, dazu sei das Essen ja zu gut, man könne ja nicht einfach aufhören zu essen 😉

Irgendwie schafften wir es dann noch zum Auto und es war nun bereits nach 01:00. Schlafen, nein, noch nicht. Man ist doch nur einmal am Geburtstag in Rom. Also nehmen wir Kurs auf San Pietro, auf den Petersplatz. Wir parken direkt am großen, weltberühmten Platz und bewundern die beleuchtete Peterskirche. Vom Petersplatz marschieren wir durch das nächtliche Rom, vorbei an der Engelsburg und durch die engen, typisch römischen Gassen in Richtung „Piazza Navona“, wo wie immer noch einiges los ist. Die warme Luft des Sommers ist immer noch da, als ich vor dem weltbekannten Brunnen stehe und noch einmal diesen tollen Geburtstag Revue passieren lasse. Am Morgen Frühstück über den Dächern Roms, zu Mittag im Stadtzentrum, am Nachmittag am Strand, Abends zuerst in einem mittelalterlichen Städtchen, dann ein typisch römisches Festessen und dann als krönender Abschluss durch das nächtliche Rom – das Leben kann so schön sein.

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Schöner Abschluss eines Tages – Fontani di Trevi tief in der Nacht

Alles geht zu Ende, so auch diese Reise. Nachdem tollen Geburtstagstag gibt es noch einige Stunden Gnadenfrist, bevor es wieder in Richtung Österreich und damit in Richtung Norden geht. Am frühen Nachmittag sollte ich mich mit meinen Begleiter aus Österreich treffen, der etwas früher als ich am Vormittag aufgebrochen war, damit wir noch etwas unternehmen können. Als Treffpunkt habe ich „San Giovanni in Laterano“ mit nettem Park davor auserkoren. Ich komme an und setze mich auf eine der Parkbänke direkt vor der mächtigen Kirche und höre wieder Musik, während ich auf meinen Begleiter warte. Doch die Stunden vergehen und er taucht nicht auf. Aber in diesem Moment ist mir das gerade Recht. In meinem Ohr die Musik, die ich die letzten Tage im Radio gehört habe, um mir die vielen Touristen, die hastig in die Kirche und wieder hinaus rennen und die warme Sonne, die mir auf das Gesicht scheint.  Ich schaue in den blauen Himmel, als Neffa wieder „Dove Sei“ in meinem Ohr von sich gibt. Plötzlich ein Windstoß und der einzigartige Duft der Pinienbäume weht mir direkt um die Nase, die warme Sommersonne, der Geruch nach Pinien und Neffa im Ohr, es ist der Moment, an dem ich Rom in mich aufnehme, indem ich diesen Moment des Sommers, der mediterranen Luft verinnerliche und konserviere. An dem ich noch einmal an das Erlebte in Rom zurückdenke und jetzt, nachdem sich Besuch 4 zu Ende neigt, die Stadt und die Region noch tiefer in mein Herz schließe.

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Hmm, tja…

Etwas niedergeschlagen betreten wir den Nachtzug der DB-ÖBB, der uns nun wieder zurück nachhause bringen wird. Es gibt Probleme mit der Reservierung, das Abteil ist zum bersten Voll, die Klimaanlage fällt aus, doch das alles ist in mir in diesen Moment egal. Ich schließe die Augen, lehne mich zurück, höre wieder Neffa, der nun passend „Dove Sei?“ singt, und vor meinen geistigen Auge erstrahlen wieder die römischen Gebäude in der Abendsonne, in meiner Nase spüre ich wieder den Geruch der Pinien und ich schwöre mir, so schnell es nur möglich ist, wieder in diese einzigartige Stadt zurückzukehren.

Musik zu Rom – “Neffa – Dove Sei”

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